Werte

Um dem Thema „Werte“ überhaupt nur annähernd gerecht werden zu können, empfiehlt es sich innerhalb der Geisteswissenschaften geeignete Definitionen zu finden. Wir haben uns am Vorwort des Universitätsprofessors Dr. Klaus Zierer orientiert, der in seinem Werk „Werte in Bayern“ (2020 Volk Verlag München) ein umfassendes Grußwort verfasst hat.


Werte in Bayern

Werte bestimmen unser Leben – im Privaten wie im öffentlichen Bereich. In einer Freundschaft ist es beispielsweise selbstverständlich, dass ehrlich miteinander umgegangen wird. Ebenso erwarten wir von Politikerinnen und Politikern, dass sie gerechte Entscheidungen fällen und niemanden benachteiligen, dass Medien transparent berichten und sich der Wahrheit verpflichten und dass Kulturschaffende all das, was sie darstellen, in ihrem Leben weitestgehend auch einhalten. Der Anspruch hinter all diesen Werten ist allgegenwärtig, aber sicherlich nicht gering. Bei näherer Betrachtung müssen wir sogar feststellen: Selbstverständlich ist keiner der angesprochenen Werte. Was bedeuten Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Transparenz, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit?

Dass Werte nicht immer einfach zu verstehen sind, sondern in besonderer Weise den Austausch anregen, ja sogar zur Kritik (im eigentlichen Sinn des Wortes) einladen, belegen die jüngsten Entwicklungen: Nehmen wir als Erstes den Klimawandel. Die jüngere Generation hat sich alsbald um Greta Thunberg geschart und mit der Bewegung „Fridays for Future“ zum Ausdruck gebracht, dass Umweltschutz das Thema der Stunde ist. So nachvollziehbar dieses Engagement auch ist, geopfert wurde dafür die Schulpflicht, die aus Sicht der Lernenden auch als Recht auf Schule gesehen werden kann – ein Recht, das global betrachtet nichts Selbstverständliches ist. Nehmen wir als Zweites die Corona-Pandemie, die seit Beginn des Jahres 2020 die ganze Welt in Atem hält und auch das vorliegende Buch in seiner Entstehung beeinflusst hat. Zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus wurde vonseiten der politischen Entscheidungstragenden Solidarität eingefordert: Abstand halten und Mund-Nasen-Schutz wurden zu Sinnbildern der Verantwortungsübernahme. Gleichzeitig kam es zu Hamsterkäufen – die interessanterweise kulturspezifisch waren, sodass auch in der Krise bestimmte Waren für bestimmte Menschengruppen einen unterschiedlichen Wert hatten -, zu Vereinsamung – vor allem bei älteren Menschen, gerade in Pflegeheimen – und zu massiven Beeinträchtigungen im Bildungsprozess von Kindern und Jugendlichen aufgrund der Schulschließungen, insbesondere in bildungsfernen Milieus. Nehmen wir als Drittes die in dieser Phase vielfach euphorisch geforderte Digitalisierung. Denn auch sie eröffnet einen Wertekonflikt:

Auf der einen Seite erscheint sie als unerlässlich, um ein wirtschaftsstarkes Land wie Deutschland in die Zukunft zu führen, und bot in der eben angesprochenen Corona-Pandemie vielfach die einzige Möglichkeit, bei allem räumlichem Abstand dennoch in Kontakt zu bleiben, etwas Normalität in der Krise zu bewahren und in günstigen Fällen Bildungsprozesse weiter, teils völlig neu anzustoßen.

Auf der anderen Seite hat Digitalisierung eine Nachhaltigkeitsbilanz, die dramatisch ist: Die Gewinnung der Seltenen Erden, die notwendig für die Herstellung von Computern, Tablets und Co. sind, geht auf Kosten der Ärmsten und auf Kosten der Umwelt und beide werden noch ein weiteres Mal beim Recycling in Mitleidenschaft gezogen, wie die Dokumentation ‚Welcome to Sodom – dein Smartphone ist schon hier“ zeigt. Hinzu kommt, dass das Internet, als Land genommen, bereits heute zu den am meisten Strom verbrauchenden Ländern weltweit gehört, Tendenz steigend.

Angesichts dieser Tragweite, die Werte für das Leben insgesamt haben, überrascht es nicht, dass sich in nahezu allen Länderverfassungen dieser Erde grundlegende Ausführungen zu Werten finden. Der Spagat, der dabei zu bewältigen ist, liegt auf der Hand: Wie lassen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt Aussagen zu Werten treffen und in Gesetzesform gießen, wenn von vornherein klar ist, dass Werte unweigerlich und immerzu Interpretationsspielraum lassen und noch dazu einem zeitlichen Wandel unterworfen sind?

Die Initiative Werterhalt & Weitergabe e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht Werte und die damit verbundene Weitergabe an die nächsten Generationen zu untersuchen und sich innerhalb des Vereins auszutauschen.

Unterstrichen wird dieses Bemühen durch alljährlich stattfindende Wettbewerbe. So wurde in den Jahren 2010 – 2019 der Initiativpreis an herausragende Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders um den Generationentransfer zeitlebens bemüht haben. Mit dem Bayerischen Jungendpreis will der Verein Schülerinnen und Schüler in Bayern zu Wort kommen lassen.

Der damit verbundene Schreibwettbewerb steht unter dem Motto „Heute schon an Morgen denken“.